Peerstall © Anne Trojahn

Pensionspferdehaltung & Kutschfahrten

So funktioniert unser Modell:

Die Pferde bewegen sich zu jeder Zeit frei zwischen den überdachten Ruhebereichen in der Halle und deren Schleppdächern (1) und den Auslaufflächen im Paddock (6/7). Hier hat das Pferd Zugang zu den beheizten und selbstnachlaufenden Tränken (8) und bekommt Stroh angeboten (4). Das Pferd trägt eine Erkennungschip, der ausgelesen wird, wenn es durch die Kraftfutterstation (3) läuft. Hier wird bei jedem Betreten ein kleiner Teil der Tagesration Kraftfuttermenge über den Trog gefüttert. Entscheidend für unser System ist jedoch das Tor am Ausgang der Station. Es kann umschwenken und entscheidet nach Computervorgabe in individuell anpassbaren Zeitfenstern, ob das Pferd einen Zutritt erhält blau, oder über Umwege wieder zurück in den Paddock geschickt wird rot. Nur zu seinen Zutrittszeitenden gelangt das Pferd zu den Winterfutterbereichen mit Rauhfutter (9) bzw. über den Umweg (10) auf die großen Weideflächen (11). Möchte es sich vor der Witterung schützen, Stroh fressen, trinken oder sich wieder ein paar Körner seiner Krafutterration abholen, kann es jeder zeit durch die Einbahntore (5) zurück in den Paddock. Die Einbahntore werden mit der Brust aufgedrückt und schließen sich sofort wieder, sobald das Pferde hindurch ist. Von der anderen Seite lassen sie sich nicht öffnen. Der Weg aus dem Paddock erfolgt allein über die Station und somit nicht am Computersystem vorbei. Der Computer verrät mir viel über das Verhalten des einzelnen Pferdes im Laufe des Tages und lässt ein immer wieder neu anpassbares Fütterungs- und Weidekonzept zu.


Das Pferd kann so nicht nur seinen sozialen Bedürfnissen nachkommen, sondern befriedigt durch das

rotierende Aufsuchen der Alaufpunkte auch seinen ausgeprägten Bewegungsbedarf.

mit Zutrittsberechtigung Bewegungsstallanlage Aktivstall

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Laufstall 1 Laufstall 2

Ein guter Offenstall im Herdenverband mit ausreichendem Platzangebot bietet die Befriedigung der Bedürfnisse unserer Pferde an.


Ein guter Bewegungs-/Aktivstall optimiert dieses Angebot indem die Funktionsbereiche systematisch getrennt werden und nur nach langen Rundläufen erreicht werden können. Denn das treibt die Pferde zu stetiger, ruhiger Bewegung an. Sie verbringen ihren Tag damit diese Bereiche zur Befriedigung ihrer natürlichen Bedürfnisse aufzusuchen. Dabei legen sie viele Kilometer am Tag zurück, was sie ohne Anreiz nicht tun würden.


Unsere Herde mit 30 Tieren lebt bei uns das ganze Jahr in einer Anlage auf 15 ha mit computergesteuerter Fütterung. Die der Station angeschlossene Selektionsmöglichkeit macht es uns möglich Pferde mit verschiedenen Bedürfnissen stressfrei in einer großen Herde zu halten und sie dennoch individuell füttern zu können.

Wie werden neue Pferde eingewöhnt?

Werden Stuten und Wallache getrennt gehalten?

Von der Geschlechtertrennung als Grundsatz halte ich nicht viel. In einer natürlichen Herde laufen mit den Stuten auch männliche Tiere, die für den Leithengst keine Konkurrenz bedeuteten, weil sie beispielsweise zu jung sind. Erst mit der Entwicklung eigener Triebe werden sie an den Rand und aus der Herde gedrängt. In unseren künstlich zusammengestellten Herden haben wir aber weder den einen Leithengst, der seine Stuten um sich scharrt, noch die Konkurrenz der anderen Hengste. Denn wir haben es mit Wallachen zu tun. Sie sind meist eine Bereicherung in einer Gruppe von Stuten. Ich erlebe immer wieder enge Bande zwischen Wallachen und Stuten, die ich nicht missen möchte.


Selbstverständlich sprechen wir hier nur von Wallachen mit akzeptablen Verhalten. Entwickelt ein Wallach treibendes, stark besitzanzeigendes oder gar deckendes Verhalten in Form des wiederholten Aktes. Solch ein Wallach ist natürlich in der Gemeinschaft nicht tragbar. Solch ein Verhalten ist aber nicht die Regel.

Für welche Pferde ist der Aktivstall geeignet?

Unsere Herde ist bunt gemischt aus allen Rassetypen, Größen und Altersklassen. Durch unser System der Fütterung und Weidezuteilung können wir Pferde mit ganz unterschiedlichen Bedürfnissen gemeinsam in einer Herde halten. Eine so vielfältige Herde wiederum bietet dem Einzelnen die Möglichkeit sich den Gruppen und Kleinverbänden anzuschließen, die ihn ansprechen. Und das muss keine vom Menschen fest geformte Strucktur sein, wie in einer zusammengestellten homogenen Gruppe, sondern kann frei nach dem Befinden des Pferdes gewählt werden. Wir entdecken immer wieder Bindungen zwischen Pferden, die der Mensch so wohl nie zusammengeführt hätte.


Das Mindestalter unter drei richtet sich nach dem jüngsten Spielkamerad und nach oben sind die Grenzen offen. So lange auch der Rentner noch rüstig genug auf den Beinen ist, um auf die Körpersprache der anderen reagieren zu können und am Weideleben teilhaben darf, gibt es für das Verlassen der großen Herde keinen Grund. Häufen sich die Gebrechen oder braucht das Pferd durch eine Verletzung oder Erkrankung eine Intensivbetreuung, die dem Herdenleben entgegensteht, haben wir bis jetzt immer eine Lösung in einer Einzel- oder Kleingruppenhaltung gefunden.

Sind 30 Pferde in einer Herde nicht zuviel?

Unserer Herde stehen mehr als 15 ha allein als Auslauf- und Weidefläche zur Verfügung. Allein der Paddock, in dem sich zu keinem Zeitpunkt die gesamte Herde aufhält, mißt 15.000 m.


Die Erfahrung hat uns gezeigt, daß die Quadratmeterzahl, aber auch die Gestaltung der Flächen, entscheidet über das Wohlbefinden des einzelnen Tieres. Aber auch die Größe der Herde ist von Bedeutung.

Wie schnell lernen die Pferde sich zurechtzufinden?

Pferde, die eine solche Haltungsform noch nicht kennen, lernen oft schnell von den anderen Pferden. Wir üben zunächst das Betreten der Station mit der Handsteuerung. Das Pferd muss mit den Geräuschen in der Station vertraut gemacht werden und lernen, den Kopf zwischen die Sensoren zu halten. Dafür fährt der Trog bodennah aus, und beim Senken des Kopfes wird der Chip ausgelesen.


Als zweites lernt das neue Pferd das Aufdrücken der Einbahntore. Zunächst helfen wir ihm durch Aufhalten. Die Laufwege lernt der Neuling in der Regel schnell von den Wegen, die die Herde geht. Nur einige Pferde müssen sie erst von dem direkten Weg abringen lassen, denn nur der Umweg führt zum Ziel. Wir hatten schon Pferde, die innerhalb weniger Tage die Vorzüge der Station so zu schätzen wußten, dass sie keine Mühe mit der neuen Haltungsform hatten.

Häufig gestellte Fragen:

Wie wird mein Pferd vom Computer erkannt?

Alle Pferde tragen einen Erkennungschip. Hier gibt es verschiedene Möglichkeiten.


Die meisten unserer Pferde tragen den Chip als Implantat unter der Haut. Der Transponder sitzt wie bei Identifikationschip der FN im Halsmuskel, nur leicht höher. Er ist außerdem etwas größer, um besser gelesen werden zu können. Auch dieser Chip trägt eine Individuelle Nummer die als Kennzeichnung in den Equidenpass eingetragen wird.


Eine Alternative ist ein Chip eingeflochten in die Mähne, am Halfter oder ein Halsband mit Sollbruchstelle.

Die Eingewöhnung neuer Tiere in die große Herde erleben wir stets unkomplizierter und mit geringer Verletzungsgefahr, als in den kleinen Guppen. Ein enges Gefüge von 2 bis 10 Pferden wird völlig durcheinandergebracht, wenn man ein neues Pferd eingliedern möchte. Das erleben wir in unserer großen Herde von 30 Pferden meist ganz anders. Eine große, stabile Herde misst einem Neuankömmling weniger Bedeutung bei. Das neue Pferd hat die Möglichkeit mit gebührendem Abstand zunächst eine Randstellung einzunehmen.


Die Außeinandersetzungen zum Festlegen einer neuen Rangfolge sind weniger streng torritorial und das Anzeigen von Ansprüchen geschieht erst nach und nach. Wobei sich das weichende Pferd mit viel Raum zurückziehen kann. Man darf sich die Rangordnung auch nicht als Ranking von Platz 1 bis 30 vorstellen und ein neues Pferd hat den letzten. In verschiedene Situationen zu verschiedenen Zeiten zeigen die Pferde unterschiedliches Verhalten. Nicht Pferd a darf alles und Pferd b gar nichts. Ein rangniedrieges Pferd kann im Übrigen ebenso zufrieden seinen Platz einnehmen, denn es hat freien Raum.


Das funktioniert natürlich nur, wenn das Platzangebot ausreichend ist und vorerst keine Konkurrenz beim Futterangebot entsteht. Daher eignet sich die Sommerweidezeit am Besten für ein neues Herdenmitglied. Natürlich spielt auch das Verhalten des neuen Pferdes eine Rolle. Die soziale Stellung im alten Stall ist dabei aber weniger von Bedeutung, haben wir fest gestellt.